So nicht!

Das Gespräch würde ich als durchaus interessant beschreiben, allerdings mangelt es nach wie vor an Vertrauen. Es wurden keine Namen genannt – allerdings wollte man auch keine wissen.
Ein weiteres Indiz dafür, dass man mir nicht traute, war die Tatsache, dass mich zwei seiner Schergen zu meiner Unterkunft begleiteten, brav mit der Hand an der Waffe.

Offenbar liegen die Unterkünfte tiefer in der Anlage, es ging mehrere Treppen nach unten und wenn ich schätzen müsste, dann hat uns der Fahrstuhl anfangs schon gute 50-80 Meter tief in den Planeten hinunter gelassen. Mittlerweile sollten wir gut 100 Meter tief sein. Kein so schlechtes Versteck. Es sollte so gut wie unmöglich sein von dieser Anlage noch Emissionen auf zu fangen – unwillkürlich tasteten die Finger meiner linken Hand nach dem Notpeilsender, der in meiner Oberarmpanzerung ein gelassen ist.
Schüttie und Flummi meine Position mit zu teilen könnte also etwas schwieriger werden. Meine Mustang wurde gleich nach der Landung mitsamt dem Pad ins Erdreich ab gesenkt und vermutlich liegt der Hanger nicht weniger tief.

Wir liefen immer noch einen schier endlosen Gang entlang, nur spärlich beleuchtet von den Notwegweisern und kleinen weiß leuchtenden Anzeigen, auf denen wohl der Bereich oder Sektor der Anlage ab zu lesen war: „D4#11“ .
Ich versuchte noch zu schätzen wie groß die ganze Anlage sein könnte, als all meine Mühen zerstört wurden.

Der Gang mündete in einen alten Industriebahnhof in einer gewaltig anmutenden Halle, deren ganze Dimension nicht zu erfassen war, da die hinteren Bereiche völlig im Dunklen lagen. Was ich aus machen konnte waren ein gutes dutzend alte Gleise, die in Tunnel liefen, welche nicht viel größer zu sein schienen, als die Erzloren die bisweilen noch halb beladen am ende der Gleise standen.
Offenbar wurde hier recht lang illegaler Bergbau betrieben, allerdings in einem Umfang, dass ich mir nur schwer vor stellen konnte, dass dies nicht auf gefallen wäre, hätte man nicht die richtigen Leute geschmiert – bei dem Gedanken wurde mir etwas mulmig. Habe ich mich hier mitten in ein Wespennest gesetzt?

Forschen Schrittes liefen wir auf ein altes verranztes Schienenfahrzeug zu, welches dem Personentransport zu dienen schien. Größe und länge legte meine vorsichtige Schätzung auf etwas um die 50-100 Leute die man damit transportieren könnte. Beim betreten des Wagons schaltete sich schlagartig das Licht an, so hell und allgegenwärtig, dass ich reflexartig mein Gesicht in der rechten Achselhöhle vergrub um meine Augen zu schützen. In solchen Momenten vermisse ich die Funktion meines Helmes, der automatisch das Visier polarisiert um die Lichtmenge an zu passen, die auf meine Augen trifft.

Meine beiden „Beschützer“ lachten dreckig und schoben mich reichlich unsanft auf eine Sitzbank. Ich warf beiden einen verachtenden Blick zu und schüttelte ihre Hände ab, die mich immer noch an den Schultern hielten.
„Bleib locker Süße!!“ raunte einer der Beiden, wärend er sich auf der Bank langsam näher zu mir schob.
„Die Fahrt dauert ein Weilchen, also entspann Dich!“
In der Spiegelung des gegenüber liegenden Fensters konnte ich deutlich sehen wie der Kerl rechts von mir dreckig grinste, während mich der Linke intensiv musterte.
„Na so ein liebes Kätzchen.“ murmelte der Linke, als er an meinem Ohr herum spielte.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schon erwähnt hatte, aber ich HASSE es, wenn einer meine Ohren betatscht!!
Aus meinem tiefsten Inneren drang ein Knurren hervor, welches aber sichtlich ignoriert wurde, denn der schmierige Typ rechts legte seine Hand auf meinen Oberschenkel mit den Worten „jetzt mal schön ruhig bleiben!“

Mit festem Griff packte ich seinen Oberschenkel, fuhr meine Krallen aus und drückte sie tief in sein Fleisch bis er wie am Spieß an fing zu brüllen und blutend wie ein angestochenes Schwein zu Boden fiel, sein Bein umklammerte und sich vor Schmerzen hin und her rollte.
„Danke für den Tipp, ich habe auch einen für Dich. Dein Kollege hier sollte dir die Schlagader ab drücken, sonst bist du ausgeblutet, noch bevor wir da an kommen, wo auch immer dieses Vehikel hier hin fährt!“
Mein Blick traf den Typ zu meiner linken, in dessen Augen die Angst und das Entsetzen deutlich ab zu lesen waren. Ich nickte mit dem Kopf leicht in die Richtung seines jammernden Kumpels, worauf hin er sich sogleich daran machte die Blutung mit dem Tragegurt seines Gewehres ab zu binden.
Langsam hob ich meine Füße, da die Blutlache immer größer wurde und ich mir nicht meine neuen Stiefel versauen wollte – man bekommt getrocknetes Blut nur sehr schlecht aus dem groben Profil heraus. Da ich die Füße nun schon oben hatte, legt ich seitlich auf die Bank und schaute dem Treiben am Boden zu.

Nur wenige Minuten später verlangsamte sich die Fahrt und mit lautem quietschen blieb der Zug am Ende eines Bahnsteiges stehen. Mit einem dumpfen Surren schob sich die Tür des Abteils auf und ein bis an die Zähne bewaffneter Kerl trat hindurch.
Er brauchte einen Moment um die Vorgänge zu erfassen, zog seine Waffe, zielte auf mich und presste ein schroffes „Keine Bewegung! Ergib Dich!“ durch seine Zähne.
Schulter zuckend winkte ich ich ab, zeigte auf die beiden Spaßvögel am Boden und entgegnete: „Hol mal lieber einen Sani, der Typ da kann einen brauchen.“
Er holsterte seine Waffe, aktivierte sein Mobiglas und rief nach Hilfe, während ich mich behände über die Sitzbank und zwei Haltegriffe hangelte um nicht doch noch in die mittlerweile recht große Blutlache zu treten.
Ich schaute dem Ramboverschnitt direkt in die Augen: „Bringt mich nun jemand zu meinem Quartier?“ – er schaute nur verwirrt zurück.

Ich blickte fragend in die Runde. Meine ehemaligen Begleiter hatten wohl die Lust verloren Zeit mit mir zu verbringen, man reichte lediglich einen Zettel weiter an meinen neuen nervösen Freund, der mich nun sichtlich verwirrt zu meiner Unterkunft brachte.

Man stieß mich recht unsanft in den Raum, der anschließend von außen verriegelt wurde. Kein Luxusquartier – mitnichten! Ein völlig herunter gekommenes Crewquartier mit ein paar Doppelstockbetten, einer völlig versifften Nasszelle die nach toter Ratte stank und ein paar Schränken für die Raumanzüge und vielleicht etwas privaten Kram.
Gerade hatte ich alles verstaut und mich auf eins der unteren Betten gelegt hatte, ertönte aus dem Lautsprecher des Kom-Systems eine laute Männerstimme: „Licht aus und schlafen! Über den Vorfall im Zug reden wir morgen – ich hoffe für Dich, du hast ne gute Erklärung!“ – ein kurzes knacken und ein fast scherzendes piepen quittierten die Ansage.

Ich liege noch immer wach und dachte nach. Mit der Aktion im Zug hatte ich mir sicher nichts gutes getan, dass könnte noch zu einem Problem werden. Mein Blick wanderte durch den Raum und ich hoffte, dass mich bald der Schlaf übermannen würde, oder es wird eine sehr lange Nacht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert